Geschätzter Herr Grossrats-Präsident,
werte Damen und Herren Regierungsräte, liebe Kolleginnen und Kollegen
“Sport ist die schönste Nebensache der Welt”!
“Musik und Kultur berühren und streicheln die Seele”!
Zwei Sätze, oh wie wahr – ohne Sport und Kultur wäre die Welt eine öde Wüste – die Gesellschaft würde verarmen. Beides, Sport und Kultur, sind wichtig, beide sind gut, beide sind absolut notwendig.
Im Namen der Mitte/EVP-Fraktion danke ich der Regierung für die ausführliche und detaillierte Antwort zum Anliegen der Motionäre, was den „Gleichschritt“ für die Sport- und/oder Kulturförderung betrifft.
Wortreich wird auf fast 9 Seiten dargelegt, dass kurz zusammengefasst „im Thurgau alles in bester Ordnung sei und sich bewährt hat“.
Liebe Regierung, haben sie es sich mit dieser Betrachtung nicht etwas gar einfach gemacht?
Ist es wirklich „das non plus ultra“, dass im Sportbereich ein Amt, welches direkt der Regierung untersteht, die Geldverteilung im gesamten privaten Sport orchestriert, im Bereich Kultur aber eine (unabhängige?) Stiftung doch einiges mehr an Gestaltungsraum hat? Das Sportamt unter der Leitung von Martin Leemann macht einen guten Job – nach meiner Meinung einen sehr guten sogar. Als Mitglied und Koordinator der Parl.Gruppe für Sport möchte ich das heute bewusst (stark) betonen.
ABER: Kann man sich auch vorstellen, dass im kleinräumigen Thurgau mit dieser Organisationsform auch die Abhängigkeit aller Sportverbände vom Sportamt, welche von diesen Geldern profitieren und diese für Ihre Tätigkeiten auch brauchen, nicht gerade an einem kleinen Ort ist. Natürlich: Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir von der Vereinigung TGer Sportverbände VTS anno dazumal mit dem Wunsch eines eigenständigen Sportfördergesetzes kamen, dass die Antworten im ähnlichen Rahmen ausfielen. „Es ist doch alles in bester Ordnung,“ wurde damals gesagt „und wir von der Regierung schauen schon zum Sport.“ Das haben sie auch gemacht – nichtsdestotrotz hatte man mit der gesetzlichen Verankerung dem Sport endlich die politische Sichtbarkeit ermöglicht, die es braucht, wenn etwas weiterentwickelt werden sollte.
Und heute stehen wir mit dem Motionsanliegen wiederum an einem solchen Punkt. Wie der Regierungsrat zur Aussage verkommt, dass Sportfondsgelder NICHT über eine Stiftung (analog der Kulturstiftung) zu verteilen seien, da dies die Prozesse und Abläufe erschweren würde, ist für mich nicht nachvollziehbar. Eher ein Argument, das einen „bewusst bewahrenden Charakter“ zeigt. Im Kanton SG beispielsweise, wo eine IG Sport SG im Sportförderungsbereich die zentrale Rolle einnimmt, habe ich in den letzten Jahren jedenfalls nie etwas Negatives gehört. Aber: diese IG Sport hat wie bei uns die Kulturstiftung einfach einen unabhängigeren Rahmen, als wenn es ein Kantonales Amt ist. Das schleckt keine Geiss weg, das ist einfach so.
Die Forderung der Motionäre, dass dem Sportfonds mindestens 5 Mio. Franken zukommen sollen, ist weder überbordend noch unverschämt. Die Grössenordnung des privaten, organisierten TG’er Sports sind mit 46 Verbänden und 794 Vereinen resp. Clubs und mit über 72’000 aktiven und engagierten Menschen schlichtweg gewaltig. Vom ganzen Jugendbereich und all der Freiwilligenarbeit gar nicht zu sprechen. Dieser Betrag dürfte, wenn es nach mir persönlich ginge, sogar noch höher sein. Nicht umsonst heisst es: „Sorge gut für deinen Körper. Es ist der einzige Ort, den du zum Leben hast. Und Fit zu sein ist kein Ziel, es ist eine Lebenshaltung.“
Auch bei der Ausschüttung der Swisslos Gelder soll mit einem Verteilschlüssel von 1/3 zu 2/3 die Gesamt-gesellschaftliche Bedeutung des Sports näher an die Wirklichkeit gebracht werden, als die heutige Regelung (von den früheren Verhältnissen möchte ich gar nicht mehr sprechen) vorsieht.
Wenn eine Motion mit rund 87 Unterschriften versehen eingereicht wird, dann merkt man, dass dieses Anliegen einen breiten Rückhalt im Politbetrieb des Kantons Thurgau hat. Das überzeugende daran ist, dass dieses Geschäft für einmal gar nichts mit den anstehenden Wahlen ins Schweizer Parlament zu tun, sondern auch in einem Nicht-Wahljahr topaktuell wäre.
Die Mitte/EVP-Fraktion ist aus all diesen (und wahrlich noch vielen anderen Gründen!) (gross)mehrheitlich/einstimmig dafür, die vorliegende Motion erheblich zu erklären. Geben sie sich einen Ruck, frei nach dem Motto: Erfolg tritt dann ein, wenn deine Träume größer werden als deine Ausreden.“
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Peter Bühler, August 2023