Leserbrief: Grenzlose Digitalisierung: eine sinnvolle Entwicklung?

Der NZZ-Verlag CH-Media (und mit ihm die TGer-Zeitung) waren schwerwiegenden Cyberangriffen ausgesetzt, was die Zeitungsproduktion über Tage, ja Wochen in Mitleidenschaft gezogen hat. Eine unschöne und beschämende Entwicklung, welche uns aber die immensen Risiken von immer mehr Online und Digitalisierung in aller Deutlichkeit vor Augen führte. Die berechtigte Frage kann und muss daher sein: Ist das hilfreich? Notwendig? Richtig?

Ich bin der letzte, welcher die moderne Entwicklung aufhalten will und kann. In den Mitteilungen des CH-Mediaverlages hiess es sodann: …wir sind leider Opfer eines bis jetzt unkontrollierbaren Cyberangriffs geworden…und können die gedruckte Zeitung momentan nicht so produzieren, wie man es sich gewohnt ist…um einige Zeilen weiter unten (als LeserIn) die Empfehlung zu erhalten: Wenn Sie also trotzdem die ganze Zeitung in voller Vielfalt geniessen wollen, dann finden Sie Online das ganze Zeitungsprogramm!

Unglaublich, aber wahr! Man verweist auf Webseiten, war aber tagelang nicht mehr fähig, eine Zeitung aufgrund des Angriffs auf die firmeneigene IT in gewohnter Weise (also mit normalem Regionalteil) zur Produktion zu bringen. Zu Recht frage ich mich doch: Aufgrund eines Cyberangriffs lahmgelegt, will man mich als Leser aber gleichzeitig ermuntern, guten Mutes in die Online-Ausgabe einzusteigen? Vertrauensbildend tönt für mich anders.

Dass man trotz Strommangellage die heutigen Geschäftsmodelle immer mehr auf Online-Services aufbaut, gibt mir generell zu denken – gerade im Zeitungs- und Medienwesen. Ist das wirklich sinnvoll und besser? Ist das sicher? Ist das gewollt? Bei den Zeitungen habe ich echt meine Fragezeichen. Bei einem Umwelt-Vergleich, der in einem umfassenden Versuch gemessen hat, ob eine gedruckte Zeitung oder eine Online-Zeitung im Internet besser für die Umwelt sei, hatte die gedruckte Ausgabe bei einer breit berechneten CO2-Äquivalenz klar die Nase vorn. Das sage übrigens nicht ich, sondern die EMPA der ETH Zürich, welche solches untersuchte. Einleuchtend ist das alleweil, weiss man doch, dass der Recycling-Papieranteil durch das Papiersammeln in der Schweiz mit rund 80 Prozent einer der höchsten weltweit ist und der Nachhaltigkeits-Kreislauf somit richtig gut funktioniert. Und bedrucktes Zeitungspapier verbreitet auch in Zukunft keine Viren, welche ganze Unternehmen lahmlegen. Das ist beruhigend zu wissen.         

Peter Bühler, Betr.Oek HWV, Kantonsrat Mitte TG, Ettenhausen