Interpellation: „Lokale Medien im Thurgau – Partner oder Störenfriede?“

Der Regierungsrat wird ersucht, die nachfolgenden Fragen zu beantworten:

  1. Welche Bedeutung und welchen Stellenwert gibt der Regierungsrat den lokalen Medien im Kanton Thurgau, insbesondere den lokalen amtlichen Publikationsorganen?
  2. Wie nimmt der Regierungsrat Einfluss auf die Entwicklung in der lokalen Medienwelt? Ist der Regierungsrat an einer regionalen und lokalen Informationsvermittlung seiner Bürgerinnen und Bürger interessiert? Wie wird diese vom Regierungsrat wahrgenommen?
  3. Wie unterstützt der Regierungsrat die Herausgeber der lokalen Publikationen in seinen Möglichkeiten, Inserate, Stellenanzeigen und veröffentlichte Einladungen zu Events oder Veranstaltungen ebenfalls zu erhalten? Wie hoch ist bis anhin der prozentuale Anteil der geschalteten Inserate, welche an lokale Anbieter gingen?
  4. Kann er sich vorstellen, bei Eröffnungen von kantonalen Bauten oder „Tage der offenen Türen“ diverser seiner Institutionen die Inserate zukünftig auch lokal zu veröffentlichen? Die gesprochenen Budgets vermehrt aufzuteilen?
  5. Gibt es eine Weisung oder Empfehlung für die einzelnen Amtsleitungen, wie  bei Schaltungen in den Print-Medien kantonsweit vorgegangen werden soll? Wenn Nein, warum nicht?
  6. Nimmt der Regierungsrat Einfluss bei den ihm gehörenden Institutionen (Spital TG AG, TKB, EKT, Kant. Gebäude-Versicherung, u.a.), wie diese mit den lokalen Printmedien zusammenarbeiten?
  7. Wie gedenkt sich der Regierungsrat im Bereich lokaler Medien in Zukunft zu positionieren?

Begründung

Die Medien- und insbesondere auch die Presselandschaft befinden sich seit mehreren Jahren in einem starken Wandel. Waren vor Jahren noch diverse tägliche Zeitungen im Kanton Thurgau gang und gäbe, gibt es heute nur noch eine Tageszeitung im Kanton. Diese wird notabene grossmehrheitlich von St. Gallen (oder gar von Zürich) führungstechnisch organisiert und geleitet.

In diesem Umfeld sind die lokalen Verlage und Medien für die Informationsweitergabe an die Bevölkerung immer wichtiger geworden. Deren Vielfalt ist erfreulich gross und an nicht wenigen Orten und in vielen Gemeinden sind diese Zeitungen die amtlichen Publikationsorgane (geworden). Neben traditionellen „Blättern“ hat es in den letzten Jahren in diesem Bereich auch Neugründungen und/oder „Relaunches“ aufgrund der Nachfrage von grossen Bevölkerungsteilen nach lokalen News  gegeben. Nicht wenige dieser lokalen Medien existieren vor allem auch dank ehrenamtlicher Arbeit vor Ort!

Der Kanton versorgt mit seinem Informationsdienst auch all die kleinen Verlage mit seinen Pressecommuniqués. Diese finden einmal mehr, einmal weniger Einzug in den lokalen Verlagen. Wenn es aber um bezahlte Werbung = Inserate geht, dann gehen die lokalen Verlage mehr oder weniger leer aus. Teils aus nachvollziehbaren Gründen, teils weil sie einfach vergessen werden!

Störend dabei ist, dass lange nicht alle TGer eine abonnierte Tageszeitung lesen, die lokalen Zeitungen teils aber flächendeckend die ganze Bevölkerung mit ihrem Erzeugnis bedienen. Es kommt dazu, dass diese in der Regel eine sehr günstige Tarifstruktur haben und intensiv(er) gelesen werden, als Tageszeitungen, rein schon aufgrund der vorliegenden Grösse.

Lokale Medien sind nicht teuer, werden aber gut und gerne gelesen und erfreuen sich in der Regel grosser Beliebtheit. Es würde daher dem TG Regierungsrat gut anstehen, seine Verbundenheit mit den lokalen Medien deutlich zum Ausdruck zu bringen. Den einzelnen Aemtern sollte zudem näher gebracht werden, dass bei „Bezahlt-Werbung“ auf regionale Aspekte Rücksicht genommen werden soll. So sind beispielsweise die Veranstaltungen der PH Thurgau in Kreuzlingen auch für die BürgerInnen von Steckborn und Arbon interessant, die ausgeschriebene Stelle in Frauenfeld interessiert auch BürgerInnen im Hinterthurgau und in Diessenhofen. Das Lehrstellen-Inserat vom 28.7.17 von der Kantonalen Verwaltung gehört bspw. auch in jede lokale Regionalzeitung, da es im ganzen Kanton SchülerInnen gibt, welche einen Ausbildungsplatz suchen! Weitere solche Beispiele könnten beliebig aufgezählt werden.

Betriebswirtschaftlich begründete Veränderungen wird es immer geben – wir sind explizit nicht der Meinung, dass mit diesem Vorstoss Strukturpolitik betrieben werden soll. Aber eine etwas breitere Verteilung als heute dürfte, ja müsste es schon sein. Neue Zeiten und verändertes Kundenverhalten bringen oft neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen.

Dem Regierungsrat wird im Voraus für die Beantwortung der Fragen gedankt.

Peter Bühler, Max Möckli, Daniel Vetterli, Robert Meyer, Peter Dransfeld, W.Ackerknecht